Link zum Video bei Youtube: https://youtu.be/8idcQB39Cmo
Transkript des Videos:
[00:00:02]
Bernhard Preiß, Vorsitzender des Vereins:
Wir treffen uns heute hier im Kirchgemeindehaus Bautzen am
Stadtwall 12 zu unserer Vorstandssitzung der Bautzener Rumänieninitiativgruppe.
[00:00:12]
Ja, und dieser Ort, dieses Kirchgemeindehaus, ist zugleich
auch der Ursprung, kann man sagen, der Partnerschaft nach Rumänien.
[00:00:24]
Wir treffen uns ja circa einmal im Monat, beraten den Stand.
Natürlich reden wir auch immer übers Geld und wir bauen einfach die Brücke
zwischen Bautzen, Dresden und Keresztúr.
[00:00:36]
Wir als RIG Bautzen e.V. sind ja vor allen Dingen
Spendensammler, die Geld einwerben für die Arbeit im Begegnungshaus Kerekudvar
- runder Hof, heißt das ja dort - für die Waisenkinder, circa 60 Waisenkinder
die jetzt noch da sind, die in Neubaublocks wohnen, in Wohngruppen zusammen,
zumeist sechs bis acht Jugendliche mit einer Betreuungsperson, die ja aber
ständig wechselt. Und wir unterstützen damit die inhaltliche Arbeit, die
soziale Arbeit im Haus Kerekudvar.
[00:01:52]
Franzi:
Hallo, ich bin Franzi …
[00:01:53]
Clara:
… und ich bin Clara.
[00:01:54]
Franzi:
Wir befinden uns hier in Cristuru Secuiesc in
Székelykeresztúr, das ist im ungarischsprachigen Teil von Siebenbürgen in
Rumänien.
[00:02:01]
Clara:
Wir zwei haben vor acht Jahren für ein Jahr hier gelebt und
gearbeitet als Freiwillige und sind heute wieder da, um zu schauen: Wie sieht
es heute in Keresztúr aus?
[00:02:18]
Clara:
Im April 1990 haben sich zwölf junge Leute aus Bautzen auf
den Weg nach Rumänien gemacht. Ihr Ziel war damals das zweitgrößte Kinderheim
in Rumänien, was sie vorher eher zufällig entdeckt hatten.
[00:02:29]
Die Zustände, die sie vorgefunden haben, und was sie hier
erlebt haben, hat sie sehr erschüttert. Es war schnell klar, dass es nicht nur
Hilfstransporte geben musste, sondern dass es vor allem an liebevoller
Zuwendung gefehlt hat.
[00:02:41]
Aus den Erlebnissen dieser Jugendlichen hat sich dann die
Rumänieninitiativgruppe Bautzen entwickelt, die seit Anfang der neunziger Jahre
Spenden für die elternlosen Kinder hier in Rumänien sammelt und seitdem
ungefähr 60 Freiwillige hierher geschickt hat, die mit den Kindern gespielt und
gesungen haben und sie auch einfach mal getröstet haben.
[00:03:01]
Über diese Arbeit hat sich ein Netzwerk entwickelt, was die
Kinder hier in der Stadt bis heute begleitet.
[00:03:07]
2003 hat sich der Partnerverein Fehérlófia gegründet, der
anfangs noch von Freiwilligen aus Deutschland begleitet wurde, bis dann 2010
die Arbeit komplett an Sozialarbeiter und Freiwillige hier aus der Stadt
übergeben werden konnte.
[00:03:28]
Zsolt:
Hallo ich bin Zsolt. Herzlich Willkommen in Kerekudvar.
Kommt herein.
[00:03:53]
Hajnalka Mateffy:
Und das ist, was wir mit den Kindern machen. Wir lernen
Kochen, wir lernen Nähen, wir basteln mit ihnen, wir machen Ausflüge, lernen
ein bisschen die Natur kennen, was man aus der Natur benutzen kann. Zum
Beispiel gab es ein Jahr, wo wir gesagt haben: Jetzt machen wir einen Kochkurs
für die Mädchen. Zum Beispiel haben sie die Rezepte dort richtig abgeschrieben,
haben gelernt wie man eine Fleischsuppe kocht, ein zweites Essen, Kuchen, wie
man den Tisch deckt, ein Tischgebet dazu. Das was in einer Familie wichtig ist.
[00:04:32]
Wir haben auch Bilder von, wir nennen es die Puszta,
gemacht, wo die Zigeunerfamilien am Fluss leben. Und wenn man diese Bilder
sieht, dann wird verständlich, warum Eltern ihre Kinder verlassen: Weil sie sie
einfach nicht ernähren können, weil sie krank sind und sie nicht betreuen
können.
[00:04:54]
Es gibt Kinder die zu Dritt, zu Viert - also Geschwister,
vier Geschwister zum Beispiel - zusammen im Kinderschutzbund leben, aber die
haben vielleicht noch sechs, sieben, zehn Geschwister in der Puszta oder
anderswo.
[00:05:09]
Also die Eltern können sie nicht ernähren. Es sind Familien
die über Generationen nicht gearbeitet haben oder nicht beschult sind. Auch in
der Schule haben sie massive Lernschwierigkeiten.
[00:05:27]
Uns ist sehr wichtig, ihre Freizeit sinnvoll und wertvoll zu
gestalten. Das ist ganz, ganz entscheidend für ihr weiteres Leben und dafür,
dass sie eine Perspektive haben, dass sie nicht dort enden woher sie gekommen
sind: im Schlamm, an der Küköllö, in solchen Slums, die wir gesehen haben.
[00:05:58]
Zurzeit haben wir ein größeres Musikprojekt und ein
Nachhilfeprojekt. Das heißt, dass wir die Kinder unterstützen in Mathe,
Rumänisch, Ungarisch. Das ist kein Schulunterricht, sondern eher eine
Unterstützung, dass sie in der Schule überhaupt den Anschluss finden können.
[00:06:46]
Mónika Táncos:
Es ist nicht so, dass nur alleine die Betreuung durch den
Verein den Kindern hilft. Sie erfahren durch die Dinge, die sie dort lernen,
Erfolg und Anerkennung. Die Kinder können leider oft in Mathematik oder in
Fremdsprachen nicht die gleichen Leistungen erbringen wie die anderen. Aber
dadurch, dass sie in Musik richtig gut sind, erleben sie Genugtuung und fühlen
sich so nicht ausgegrenzt.
[00:07:07]
Ich sehe, dass die Mitschüler sie dafür respektieren und die
Kinder hier auch um Hilfe bitten. Ich denke, dass das alles in der
Persönlichkeitsentwicklung der Kinder eine große Rolle spielt. Die Stärkung des
Selbstbewusstseins wirkt sich definitiv positiv auf die Lernerfolge der Kinder
aus.
[00:07:27]
Mihály Balázs:
Bezüglich der Heimkinder ist mir aufgefallen, dass diese mit
Fremden viel schneller Kontakt knüpfen können als Kinder, die in einer Familie
aufgewachsen sind. Es mag daran liegen, dass sie in einer Gemeinschaft mit
vielen anderen aufwachsen. Sie haben eine sehr enge Beziehung zueinander,
obwohl sie keine familiäre Verbindung haben.
[00:07:51]
Franzi:
Wir sind jetzt im Garten vom Kerekudvar und schauen uns das
Fotoalbum an, was ich über das Jahr gebastelt hab, in dem wir hier gearbeitet
haben. Es sind ein paar von denen versammelt, mit denen wir damals hier
gearbeitet haben und mal schauen, wie sie das finden.
[00:08:22]
Katalin Nagy:
Die Arbeit ist nicht in allen Fällen erfolgreich. Desto mehr
freuen wir uns, wenn wir sehen, dass es jemand geschafft hat und sein Leben auf
die Reihe kriegt. Das Gemeinschaftshaus Kerekudvar hilft den Kindern dabei. Es
hilft ihnen im späteren Leben weiter und sie erreichen auch gute Ergebnisse.
[00:08:42]
Hajnalka Mateffy:
Zum Beispiel haben wir jetzt eine Wiese ausgesucht, nicht
weit von der Stadt, wohin wir Ausflüge machen könnten, wo wir mit den Kindern
und Jugendlichen unterwegs sein könnten. Sowas würde auch diesen starken,
großen Jugendlichen, Sport und Ausflüge, sehr gefallen.
[00:09:00]
Und die gemeinsame Zeit unterwegs zu sein, das ist eine sehr
wertvolle Zeit wieder für die Beziehung, für Gespräche. Wir würden gerne ein
bisschen aus der Stadt rausgehen. Natur kennenlernen. Ist wieder sehr wichtig
für alle Kinder und Jugendlichen. Für unsere besonders.
[00:09:26]
Clara:
Laci, ich würde gerne
wissen, warum du gerne hierherkommst?
[00:09:39]
Er sagt, er fühlt sich hier gut.
[00:09:43]
Warum fühlst du dich hier gut?
[00:09:46]
Man kann hier viel spielen.
[00:09:48]
Seit wann geht sie ins Kerekudvar?
[00:09:52]
Seit acht Jahren, sagt Ramona.
[00:09:55]
Und zu welchem Programm gehst du, Ramona?
[00:10:06]
Zum Basteln, zum Fußballspielen und in die Gitarrenstunde.
[00:10:11]
Welches Programm findet sie am schönsten?
[00:10:17]
Das Basteln und das Gitarrespielen gefällt ihr auch am
besten.
[00:10:26]
Er spielt gerne Fußball oder bastelt auch mit. Je nachdem
was es eben gibt.
[00:10:31]
Warum gehst du gern hier hin?
[00:10:35]
Weil dann die Zeit gut vergeht.
[00:10:37]
Was war das Schönste was du bisher erlebt hast? Eine schöne
Erinnerung.
[00:10:50]
Für ihn war am schönsten zwei Ausflüge in eine Stadt und in
ein benachbartes Dorf.
[00:11:03]
Für sie ist es immer sehr schön aufs Kreuz hochzugehen über
der Stadt und in den Wald in der Nähe der Stadt.
[00:11:14]
Franzi:
Während der Tage, die wir hier waren, haben wir viel sehen
und erleben können, aber es gibt auch Aufgaben, die erst auf den zweiten oder
dritten Blick sichtbar werden.
[00:11:22]
Clara:
Die Rumäneninitiativgruppe Bautzen ist seit vielen Jahren
vor Ort und hat ihre Arbeit kontinuierlich weiterentwickelt, kann auf viele
große und kleine Erfolge zurückblicken und möchte die Kinder auch in Zukunft
unterstützen. Hilfe wird hier immer gebraucht und kommt in Keresztúr direkt an.
[00:11:55]
Bernhard Preiß:
Wir finden es wichtig, dass wir jedes Jahr eine
Päckchen-Packaktion durchführen, dass wir Päckchen zusammenpacken und die dann
zu Weihnachten ins Haus Kerekudvar transportiert werden. Und das ist eine
Sache, die wir sehr gerne machen und auch die Kinder und Jugendlichen sehr
erfreuen und auch schon erwarten, weil das jedes Jahr so ist. Und es macht uns
auch viel Spaß.
[00:12:17]
Das Musik- und Nachhilfeprojekt läuft von 2015 fünf Jahre,
bis 2019, auch das HfO-Projekt, die Frauen und die Kinder zusammen, läuft auch
bis 2019. Wir wollen dann natürlich gerne weiter aktiv sein, deshalb ist es
ganz wichtig, dass der Freundeskreis entweder erweitert wird oder dass die
Freundesmitglieder weiterhin spenden und wir damit sozusagen auch andere
Fördermöglichkeiten mit nutzen können. Wir brauchen ja immer einen Eigenanteil.
Also ich würde mal sagen, wir können jetzt schlecht auf zehn Jahre gucken. Wir
können immer nur auf die nächsten fünf Jahre oder vier Jahre gucken und wollen
aber die Arbeit im Kerekudvar solange wie es geht unterstützen.
[00:12:59]
Wir können die Eltern der Waisenkinder nicht ersetzen. Aber
wir können die Waisenkinder fördern mit Musik, mit sozialem Engagement, sodass
die Waisenkinder dann später, wenn sie erwachsen sind, ein lebenswertes und
eigenständiges Leben führen können. Das ist der Anteil den wir tun können.
[00:13:34]
Wir danken allen Spendern
und Förderern für Ihre langjährige Unterstützung.
Ein besonderer Dank geht an:
Sächsische Jugendstiftung
Diakonie Sachsen
Rotary Dresden und Bern
[00:13:38]
Rumänieninitiativgruppe Bautzen e.V.
Postanschrift: Seminarstr. 4, 02625 Bautzen
E-Mail: info@rig-bautzen.de
Telefon: 0351 30904164
Internet: www.rig-bautzen.de
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